#10 Tschüss Kanada – hallo USA
Als wir am 27. Juli bei Izzy in Rimouski aufbrechen, stellen wir fest, dass uns auf unserer bisherigen Reise schon das ein oder andere technische Teil ausgefallen, und das ein oder andere Teil unserer Ausrüstung verlorengegangen ist: Der rechte von Jakobs Flipflops fehlt, eine Wasserflasche ist verschwunden, ein Handtuch wird vermisst, eine Glühlampe für den Motorradscheinwerfer ist defekt und die Mikros für unser Helm-Kommunikationssystem sind ausgefallen. Die nächstgrößere Stadt, Quebec City, sollten wir unbedingt dafür nutzen, unsere Ausrüstung wieder zu komplettieren. Bis dahin werden wir kreativ, was die nonverbale Kommunikation auf den Motorrädern anbelangt. Wie in alten Zeiten werden Handzeichen für die wichtigsten Bedürfnisse kreiert. Etwas wehmütig fahren wir auf der Dirtroad, die uns weg von Izzys Anwesen in Richtung Quebec City führt. Das erste Mal haben wir das Gefühl, auf der Reise angekommen zu sein. Das erste Mal haben wir das Gefühl, dass die Reise selbst das Ziel ist, dass wir Zeit haben. Es hat tatsächlich einige Wochen gedauert, bis sich dieses Gefühl eingestellt hat. Mit diesem Gedanken fahren wir dahin, und plötzlich – Vollbremsung. Überzogen von grauem Dreck finden wir am Wegesrand gut getarnt den vermissten rechten Flipflop von Jakob, der auf unserer letzten Ausfahrt in dieser Kurve vom Bike geweht sein muss. Yeah! Found something lost! Wir finden tatsächlich alles andere, was wir brauchen, in der Stadt Quebec. Weil die von der UNESCO zum Welterbe erklärte Altstadt so hübsch ist, entscheiden wir uns, für eine Nacht zu bleiben und das Flair aufzusaugen. Wir schlendern durch die mit bunten Regenschirmen geschmückten Gassen.
Doch eigentlich sind wir mit unseren Gedanken schon in der nächsten Stadt, in New York City. Am nächsten Tag zieht es uns folglich weiter in den Süden, in die USA. Damit es beim Zoll keinen Grund dafür gibt, uns bzw. unsere Motorräder nicht passieren zu lassen, suchen wir die nächste Selbstwaschanlage auf und spülen den gröbsten Dreck von unseren Stiefeln und den Bikes. Frisch herausgeputzt, sauber und blinkend fahren wir auf die Grenze zur USA zu. Wir blicken auf eine tolle Zeit in Kanada zurück und freuen uns auf das, was uns in den USA erwarten würde. Beim kanadischen Zoll vergewissern wir uns, dass wir für uns und unsere Motorräder keine Ausreisebescheinigung brauchen, dann reihen wir uns im strömenden Regen in die Warteschlange zur US-amerikanischen Grenze ein. Während alle Fahrer vor uns durchgewunken werden, werden wir trotz Visum gebeten, unsere Motorräder auf dem Seitenstreifen zu parken und das nebenstehende Gebäude aufzusuchen. Hier geben wir unsere Fingerabdrücke ab, beantworten Fragen zu unserem Vorhaben, zahlen eine Gebühr und geben unsere erste Wohnadresse in den USA an. Nachdem unsere frisch geputzten Motorräder begutachtet wurden, wird uns ein ausreichender Aufenthalt gewährt. Wir freuen uns, dass unsere Fahrt nach einer halben Stunde Aufenthalt beim Zoll und einem überschwänglichem Nicken des Zollbeamten weitergehen kann. New York City, wir kommen!